15.11.2020

Neue Wege

Momentan habe ich ein wenig das Gefühl, dass gewohnte Wege sich dauernd ändern. Wie gehen wir damit um?

Neue Wege

Momentan habe ich ein wenig das Gefühl, dass gewohnte Wege sich dauernd ändern. Es ist November. Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende und das neue Jahr beginnend mit dem Advent steht kurz vor der Tür. Aber es fühlt sich anders an. Unsicherheit, Fragen, Ängste, Sorgen mischen sich mit Ruhe, Gelassenheit, Lethargie und anderen Gefühlen. Manches was an Gewohnheiten da war, hat sich verändert. Vor wenigen Tagen war Sankt Martin. Normalerweise laufen dann scharenweisen Kinder durch die Straßen mit ihren Laternen und singen Laternenlieder. Ein Tag, den ich sehr gerne mag und der mich immer wieder an die Geschichte von Sankt Martin erinnert.  Der Legende nach ritt der römische Soldat an einem kalten Wintertag an einem frierenden Bettler vorbei. Das rührte das Herz des Soldaten und er teilte seinen Mantel mit dem Bettler. Im Traum gibt sich der Bettler dem Soldaten später als Jesus Christus zu erkennen. Eine Ermutigung barmherzig und gütig zu sein.

Doch in diesem Jahr war der Sankt Martinstag ganz anders. Es war ruhig und warm. Hier und da sah man einzelne Eltern mit ihren Kindern durch die Dunkelheit spazieren, um ein bisschen Normalität und Tradition zu leben. Ein oder maximal zwei Haushalte hatten sich verabredet, aber es war nicht das übliche bunte Treiben.  

Und so wird auch der Advent anders beginnen. Krippenspiele, Weihnachtsoratorien, Märkte, Feiern und vieles andere werden ausfallen oder Corona-konform nur bedingt durchgeführt werden. Es kommt das Gefühl auf, dass die ganze Welt sich verändert.

Genauso muss sich auch Josef im Alten Testament gefühlt haben. Er war der 11. Sohn des biblischen Erzvater Jakob. Die Familiensituation war nicht einfach und vor allem nicht das Verhältnis der Söhne untereinander. Und so wird Josef nach einem Streit mit seinen Brüdern von ihnen in die Sklaverei verkauft. Sein Leben wird von einem Tag auf den anderen komplett auf den Kopf gestellt. Er ist nicht mehr Sohn eines Herren, sondern nun ist er Sklave. Er muss in einem anderen Land leben, neue Kulturen, Sprache und Sitten lernen. Und er ist weit entfernt von seiner Familie. Und kann ihnen nicht mal eine Nachricht senden. Er konnte sich nicht wehren und musste den „neuen“ Weg akzeptieren. Sein Weg war steinig – der Sklave hatte es nicht einfach und landete sogar unschuldig im Gefängnis. Doch er gab nicht auf und wurde eines Tages der Stellvertreter des Pharaos. Beim Lesen der Geschichte im Alten Testament (1. Mose 37-50) kann es passieren, dass man die Zeitschiene aus den Augen verliert. Viele Jahre werden in wenige Versen geschildert. Erst bei genauem Lesen entdeckt man, dass der steinige Weg ganze 13 Jahre angedauert hat. Und dann als Josef mit 30 Jahren in den Dienst des Pharaos tritt, ist er immer noch in einem fremden Land. Er heiratete, bekam zwei Söhne und musste entdecken, dass das Leben anders verlaufen war, als er sich dies mit 17 erträumt hatte.  

Auch unser Leben verläuft in manchen Bereichen anders als wir es erwarten oder gewohnt sind. Es ist nicht immer leicht, wenn Gewohntes wegbricht und die Zukunft ungewiss ist. Und trotzdem liest sich in der Josefs Geschichte auch was Tröstliches. Gott war dabei. Er begleitete Josef und war ihm Trost und Halt. Und so ist es auch für uns heute. Jesus verspricht, dass wir einen Tröster bekommen, der bei uns sein wird, bis zum Ende der Zeit. Wir müssen durch keine Zeit des Lebens allein gehen. Gott ist an unserer Seite. Das Leben wird sich immer wieder verändern und Situationen werden ungewiss bleiben. Es gilt neue Wege zu betreten. Aber Jesus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit und lässt uns nicht allein. Mit dieser Zuversicht will ich den neuen, veränderten Wegen begegnen.

Daniela Knauz