15.05.2024

Die Kraft der Neugier

Ein Plädoyer für offene Herzen und mutiges Handeln

Ein absolut unterschätztes Privileg als Frau ist das Dasein als Tante. Vor allem als kinderlose Frau ist es nicht nur eine Freude, sondern eine kostbare Erfahrung so nahe am Leben von Kindern dran zu sein. Ich bin ein riesiger Fan meiner Nichte: Sie ist 18 Monate alt und lebt in England. Ein kleines Mädchen mit großen, braunen Augen und wildem, lockigen Haar, die ganz genau weiß, was sie will. Das finde ich so bewundernswert an kleinen Menschen — dieses rohe, ungeformte Dasein kann manchmal herausfordernd für Erwachsene sein; doch wenn wir einen Moment innehalten, dann können wir auch sehr viel lernen.

 

Die Herausforderung der Neugier: dem Unbekannten mit offenen Armen begegnen

Da meine Nichte so weit weg wohnt, leben wir viel von Updates in Form von Videotelefonie, Videos und Fotos. Kleine Ausschnitte mit großer Wirkung — vor allem die kleinen, unscheinbaren gefilmten Momente in ihrem jungen Leben.

Zuletzt hat mich ein Video von ihr sehr bewegt. Sie war mit ihren Eltern in einem Park, wo anscheinend exotische Vögel frei durch die Gegend rennen. Vögel, die ich nicht mal benennen kann! Aber sie sind bunt, quaken fröhlich und genießen die Gemeinschaft ihrer Artgenossen. Ich sehe, wie meine Nichte mit einer ruhigen, neugierigen Art diese unbekannten Kreaturen beobachtet, dann mit dem Finger auf sie zeigt und hinterherrennt. Natürlich sind die Vögel schneller — doch eine Nahaufnahme von ihrem Gesicht war eindeutig: Neugier über das, was gerade passiert ist. Von der erwarteten Angst keine Spur.

Ich war beeindruckt. Wie oft in unseren Leben reagieren wir auf neue, unbekannte Dinge mit Furcht? Wie oft lassen wir uns entmutigen, nur weil wir etwas nicht kennen? Wann haben wir aufgehört, Neuem mit Neugier zu begegnen? Es hat mich zum Nachdenken bewegt.

 

Die Kraft der Zuversicht: Eine biblische Ermutigung zum Handeln

Irgendwo in unserem Leben haben wir gelernt, mit Vorsicht auf das Neue zu reagieren. Vielleicht wurden wir von Erfahrungen geprägt, die uns gelehrt haben, misstrauisch zu sein oder uns vor möglichen Risiken zu schützen. Diese Erfahrungen können aus Enttäuschungen, Fehlschlägen oder sogar Verletzungen resultieren, die uns zum Rückzug bewegen und vor potenziellen Gefahren bewahren. Doch während diese Vorsicht in manchen Situationen angebracht ist, kann sie uns auch daran hindern, die Fülle des Lebens vollständig zu erfahren. Wenn wir jedoch den Mut finden, unserer Neugier zu folgen und neue Wege zu erkunden, können wir unerwartete Schätze entdecken und persönlich wachsen. Wie so oft erinnern uns Kinder daran, wie viel Schönheit in kleinen sowie großen Begegnungen und Erfahrungen steckt. Indem wir uns erlauben, uns dem Unbekannten zu öffnen und unsere Komfortzone zu verlassen, geben wir uns die Möglichkeit, die Welt — Gottes wunderbare Welt — mit neuen Augen zu sehen.

Meine Ermutigung an dich, liebe Leserin: Begegne Neuem mit Neugier. Inspiriert von der unerschütterlichen Neugier meiner Nichte will ich dich ermutigen, dem Unbekannten mit offenen Armen zu begegnen. Möge die Gewissheit, dass Gott bei uns ist und uns stärkt unsere Furcht besiegen und uns den Mut geben, das Neue mit Zuversicht anzunehmen. “Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich mit meiner hilfreichen Rechten.” (Jesaja 41,10) Lasst uns das Privileg der Neugier schätzen und den Segen darin erkennen, neue Wege zu erkunden und zu wachsen.

 

von Kersten Rieder