15.06.2024

15.06.24 Mutig vor den Thron

Ding-Dong. „Hat Stephanie Zeit zu spielen?“ So einfach war das als Kind, sich spontan zu treffen. Heute frage ich schriftlich an, bevor ich bei der Nachbarin klingle, um ausgeliehenes Geschirr zurückzugeben. Bei uns vielbeschäftigten Erwachsenen empfiehlt es sich aus Höflichkeit vorher anzufragen, aber es erhöht trotzdem die Hürde sich zu besuchen und auszutauschen.

Höflichkeit

Am Hof ist Höflichkeit verpflichtend. Als Esther vor den launischen König Xerxes treten wollte, hatte sie nicht nur Respekt, sondern eine Heidenangst. Drei Tage fastete sie mit ihren Begleiterinnen und beauftragte sogar ihren Onkel, dass das gesamte jüdische Volk mitfasten und für sie Fürbitte tun sollte. Ungefragten Besuchern drohte nämlich das sofortige Todesurteil, wenn der König ihnen nicht rechtzeitig als Zeichen seiner Gunst das Zepter entgegenstreckte. Das Fasten und die Fürbitte anderer halfen ihr Mut zu sammeln. (Ester 4,10–17)

Heldenmut

Um das jüdische Volk vor der Vernichtung zu retten, riskierte Esther buchstäblich ihr Leben, indem sie ungefragt vor den König trat. Das Wunder geschah: Er zeigte sein Zepter auf sie! Daher durfte Esther weiterleben und ihr Anliegen vorbringen. Stattdessen lud sie den König zwei Mal zu Festessen ein, wo sie ihn großzügig verwöhnte. Eine strategische Vorsichtsmaßnahme: Erst, als er vom Alkohol gut gelaunt war, wagte sie ihren Wunsch nach politischem Kurswechsel vorzubringen. Tatsächlich erhörte der König ihre Bitte um Schutz für das jüdische Volk, das er zuvor verfolgt hatte. (Ester 5–8)

Guter Mut

Ganz im Gegensatz zu Esther dürfen wir guten Mutes vor unseren König treten. Im Vertrauen auf Jesus haben wir die Sicherheit, dass Gott uns sein Zepter immer entgegenstreckt, wenn wir zu ihm kommen. Denn Jesus stellvertretender Tod hat alle Strafe für unser Fehlverhalten abgegolten. Dank Ihm erwartet Gott uns mit Gunst, anstatt so, wie wir es eigentlich verdient hätten. Wir haben keinen Grund mehr, ängstlich und gebückt wie Esther zu kommen, sondern dürfen uns entspannt voller Zuversicht an Gott wenden.

Freimütig

„Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe!“ (Hebräer 4,16 ELB). Freimütigkeit wird im Duden definiert als „Offenheit“. Das heißt, wir dürfen so zu Gott kommen, wie wir sind. Nicht nur mit fröhlichem Dank und edlen Anliegen, sondern auch mit Traurigkeit, Unzufriedenheit, Wut, Frust und Angst dürfen wir beten. Mit vollem Herzen und leeren Händen. Mit vielen Wünschen und Hilflosigkeit. Wir sind willkommen wie Kinder, die Papa in den Arm rennen, wenn er von der Arbeit heimkommt. Er kennt uns eh schon zutiefst, versteht uns und kann wirklich helfen!

Ermutigung

Ich ermutige dich, liebe Leserin, dass du freimütiger als Esther zu deinem König kommen darfst und mit beherzter Offenheit vor ihm dein Herz ausschütten im Gebet, sowohl mitten im Alltag und auch in Ruhe nur zu zweit.

 

Von Sonja Plapper