15.02.2024
Warum ich gerne faste
Frühjahrsputz für die Seele und Abenteuer mit Gott
© Pixabay
Mit dem Aschermittwoch beginnt sie wieder: die Passions- oder Fastenzeit. Im Kirchenjahr sind das die Wochen vor Ostern. Da wird an das Leiden Jesu erinnert und daran, wie er bewusst seinen Weg auf dieser Erde gegangen ist, um dann am Kreuz zu sterben. Das klingt alles sehr traurig und wäre kaum zu ertragen, wenn wir nicht wüssten, dass Jesus am dritten Tag auferstanden ist. Damit hat er für uns den Weg zu Gott frei gemacht, der von der Sünde verstellt war. Soweit die theologischen Stichworte zu dieser besonderen Zeit im Jahr.
Nicht verdienen, sondern wertschätzen
Aber warum sollte man fasten, wenn Jesus doch alles für uns am Kreuz geklärt hat? Es geht beim Fasten niemals darum, sich etwas bei Gott zu verdienen. Aber es ist gut, sich in diesen Wochen vor Augen zu halten, was es Jesus gekostet hat, uns zu retten. Zeiten des Verzichtes helfen, neue Perspektiven zu entdecken. Verschiedene Fasten-Aktionen laden dazu ein, diese Wochen bewusst zu gestalten. Ob in der Gemeinschaft mit anderen oder in ganz persönlichen Zeiten, immer geht es darum, Gewohntes zu durchbrechen, um neue Einsichten zu gewinnen.
Außerhalb der Fastenzeit
Doch das allein ist für mich noch kein Grund zu fasten. Wir haben auch außerhalb dieser besonderen Wochen im Jahr ab und zu Fastenzeiten. Irgendwie ist es ja in Mode gekommen. Intervallfasten wird als Tipp für Gesundheitsbewusste angepriesen und als Weg zur Gewichtsreduktion. Und überhaupt werden die gesundheitlichen Vorteile gepriesen. Fasten ist jedoch viel mehr.
Verzicht als Chance
Der Begriff Fasten hat etwas mit Verzichten zu tun. Im Althochdeutschen bedeutet es „an den Geboten der Enthaltsamkeit festhalten“. In einer Welt, in der es ständig um mehr und schneller und besser geht, tut es mir gut, Pausen einzulegen. Wir verzichten für einige Tage auf feste Nahrung. Oft werde ich dann bedauernd angeschaut, so nach dem Motto „du Arme“. Aber ich erlebe diese Tage immer als besondere Zeit, um mich selbst und Gott neu zu entdecken. Ich werde beschenkt.
Frühjahrsputz für die Seele
Einige Grundlagen für das körperliche Wohlbefinden sind einzuhalten. Aber viel wichtiger und spannender ist es, die Seele leer zu machen. Das ist nicht einfach. Denn jede Leere drängt danach, neu gefüllt zu werden. Da kommen Gedanken, die ich mit Aktionismus gut überspielen könnte. Da merke ich, was ungeklärt ist. Das kann ganz schön anstrengend sein. Aber es ist so, wie ein Frühjahrsputz für die Seele. Zeit, auszuräumen, was unnötigen Platz einnimmt. Zeit, sich von lähmenden Gedanken und Schuld zu trennen. Zeit, Gott ganz bewusst einzuladen, meine Seele neu zu erfüllen.
Ein Abenteuer, das guttut
Und ja, es ist auch ein Risiko, denn ich gebe die Fäden aus der Hand und erlaube Gott, ganz neu mit mir zu reden. Wenn es um den Körper geht, dann sagt man, dass er durch das Fasten von Innen gereinigt wird. Giftstoffe werden ausgeschieden, wenn nicht ständig neue Nahrung aufgenommen wird. Mit der Seele ist das so ähnlich. Eine Generalreinigung von innen, durch den Heiligen Geist. Ich lasse ab von meinem Tun und Machen und überlasse es Gott, in mir zu wirken. Das ist ein Abenteuer, so ganz neu auf Gott ausgerichtet zu werden. Aber es lohnt sich und tut Körper und Geist unglaublich gut.
So erfahre ich immer wieder, was Paulus den Philippern schreibt: „Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.“ Phil. 4,19
von Margitta Rosenbaum