15.12.2024
Wieder mal Advent
Kein Traumbaum und mein Wunsch nach Frieden
Unsplash, Aaron Burden
Wieder mal ist es Advent. Obwohl man bei all dem Trubel und all den Dekorationen und Lichtern den Eindruck gewinnt, dass es keine stille Adventszeit, sondern nur noch eine geschäftige Vorweihnachtszeit gibt. Diese Vorweihnachtszeit beginnt bereits im September, wenn in den Regalen der Läden die ersten Weihnachtsdekorationen und festliche Süßigkeiten angeboten werden.
Vorweihnachtszeit bedeutet für mich hektische Betriebsamkeit. Adventszeit dagegen hat mit Innehalten, Warten; mit Hoffnung und Staunen zu tun. Der Advent hat auch ein ganz eigenes Thema — das Nachdenken über das Kommen und die Wiederkunft Jesu und die Frage: Wie soll ich dich empfangen?
Natürlich gehören Freude, Singen und wohltuende Gemeinschaft dazu. Aber wir möchten Sie in dieser oft hektischen Zeit zum Innehalten, Warten und Hoffen einladen. Und all der gewohnte weihnachtliche Glanz soll uns nicht abhalten, wieder ganz neu über das Wunder zu staunen, dass Gott uns in Jesus begegnen möchte. Also — von Kindern herbeigesehnt, von Hausfrauen gefürchtet — Adventszeit. Weihnachten. Ich bin ein Weihnachtsmensch. Ich liebe diese Zeit und all das Dekorieren und Schmücken und vorbereiten. Aber manchmal wünschte ich, es wäre ein bisschen besser über das Jahr verteilt.
Woran muss ich denken?
Und jetzt überfällt mich also wieder die Vorweihnachtszeit oder Adventszeit. Woran muss ich denken? Was soll ich einkaufen? Was muss ich planen? Vorbereitungen müssen getroffen werden. Die Feiern für die Gemeinde geplant werden. So viel muss bedacht werden. Und in mir kommt ein kleines bisschen Hektik auf. Ein großer Punkt in der Planung ist immer der Weihnachtsbaum für den Gemeinderaum. In über 30 Jahren als Gemeindeleiter haben mein Mann und ich viele Weihnachtsbäume besorgt und geschmückt. Eine Weihnachtsbaum Aktion ist mir in besonderer Erinnerung geblieben.
Einige Jahre waren wir für die Heilsarmee Gemeinde in Hamburg, St. Pauli, direkt an der Reeperbahn, verantwortlich. Da wir in St. Pauli keinen Christbaumverkauf in der Nähe hatten, war ich darauf angewiesen, dass uns die ziemlich große Nordmanntanne geliefert wurde. Meistens war sie ganz „natürlich“, was in diesem Fall bedeutet: schief gewachsen, mit kahlen Stellen oder einer hoch aufgeschossenen Spitze. Eigentlich habe ich nie erlebt, dass mein Traumbaum dabei war. Und dann kam der Kampf mit den Lichterketten… In Hamburg war bekannt, dass beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes bei mir das Chaos ausbrach. Nicht nur um mich herum, auch in mir. Ich wurde übel gelaunt, zankte mit dem besten Ehemann von allen und konnte mich an diesem Tag mit diesem Weihnachtsbaum absolut nicht abfinden. Geschmückt und beleuchtet war der Baum dann meistens doch ganz schön; trotzdem, dieses „Ritual“ gehörte irgendwie in den letzten Jahren dazu.
Ich möchte es anders machen
In diesem Jahr möchte ich es anders machen. Natürlich, wir alle haben zu tun und versuchen alles so gut und schön wie möglich zu machen. Ich möchte inmitten aller Geschäftigkeit und Vorbereitung zur Ruhe kommen. Ich möchte Stille, auch wenn es schwierig ist, zulassen und wieder neu staunen über dieses Wunder, dass Gott durch Jesus Mensch wurde. Ich möchte mir Zeit nehmen, diesen nahen Gott, meinen Jesus zu sehen und mit den Engeln jubeln. Auch in dieser Zeit ist es möglich, dass ich mich in die Arme meines himmlischen Vaters werfe. Dort finde ich Ruhe und Geborgenheit in all der hektischen und arbeitsreichen Zeit. In Psalm 62 wird es wie folgt ausgedrückt: „Nur bei Gott komme ich zur Ruhe; geduldig warte ich auf seine Hilfe. Nur er ist ein schützender Fels und eine sichere Burg. Er steht mir bei…!“ – Welch eine wunderbare Zusage.
Ich will mich nicht aufregen und möchte mir Zeit nehmen. Bei allem weihnachtlichen Glanz möchte ich nicht vergessen, dass Jesus viel mehr ist als das kleine Kind in der Krippe, das zur Weihnachtszeit als Dekorationsfigur hervorgeholt wird. Vor allem möchte ich auch auf Zankereien wegen einer Nebensächlichkeit wie dem Weihnachtsbaum verzichten.
In einem Weihnachtslied von Manfred Siebald wird von den Hirten erzählt, die um das Feuer sitzen und sich streiten. Jeder meint, er sei im Recht. Und in dieser verfahrenen Situation beginnt plötzlich der Himmel zu singen. Ein Engel erklärt den rauen Gesellen, dass gerade für sie Gottes Sohn auf die Welt kommt. Im Refrain heißt es dann: Wenn wir Gott in der Höhe ehren, kehrt bei uns hier der Friede ein. Wenn wir Gott in der Höhe ehren, wird auch Friede auf Erden sein. Das Lied erzählt dann weiter, wie durch die Begegnung mit dem Jesuskind der Ärger schwindet. Wie Gott diesen Männern nahe kommt und durch dieses Kind alles neu wird.
Das wünsche ich mir
Das wünsche ich mir für diese Weihnachtszeit. Friede auf Erden, weil Jesus kommt und alles neu macht, auch in mir. Ruhe, die bei mir einkehrt, weil Gott da ist. Weihnachten, unabhängig von Äußerlichkeiten. Ich freue mich darauf.
von Andrea Weber