15.10.2023

Brot oder Milch?

Leiterschaft hin zu geistlicher Selbstständigkeit

Vermutlich Silas schrieb 64 n.Chr. an die Gemeinde der Judenchristen in Rom den Hebräerbrief. Im Kapitel 5, 12 -14 lesen wir folgende Ermahnung:

Eigentlich müsstet ihr längst andere unterrichten können, stattdessen braucht ihr jemand, der euch noch einmal die Anfangselemente der Botschaft Gottes beibringt. Ihr braucht wieder Milch statt fester Nahrung.  Wer aber nur Milch verträgt, ist noch ein Kind. Er ist nicht in der Lage, die Lehre von der Gerechtigkeit Gottes zu begreifen. Feste Nahrung dagegen ist für Erwachsene, für reife Menschen, die durch ständigen Gebrauch geschärfte Sinne haben, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.

Baby

Im Natürlichen ist es nicht nur die Größe, sondern vielmehr auch der Entwicklungsstand, der den Unterschied zwischen einem Baby und einem erwachsenen Menschen ausmacht. Babies z.B. werden gefüttert und sind noch nicht in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. So ähnlich ist es auch im Geistlichen. Ich begegne in den Gemeinden vielen, die hungrig sind. Hunger ist gut! Aber brauchen sie Milch oder Brot?

Zeit

Alles hat seine Zeit. Wie es Jonathan Böttcher besingt: „Klitzeklein fängt alles an, braucht nur etwas Zeit und dann …“ ... und dann wird es groß, erwachsen und mündig. Aber im Hebräerbrief steht: „Eigentlich müsstet ihr längst …“

Wachstum

Damit sich im Natürlichen aus Babies gesunde Erwachsene entwickeln können, brauchen sie Zuwendung, Hilfe, Schulung. Aber es gibt auch ein „Zuviel des Guten“. Die sogenannten „Helikopter-Eltern“ fördern eine gesunde Entwicklung nicht unbedingt. Es ist gut, Babies zu versorgen. Aber es ist auch wichtig, dass aus Babies irgendwann Erwachsene werden. Unser Land braucht mündige Christen, die in der Lage sind, sich selbst zu ernähren, selbstständig zu gehen und Verantwortung zu übernehmen. Wie können wir mündiges Christsein schmackhaft machen?

Leiterschaft

Immer gab es geistliche Mütter und Väter, die mit ihren Erfahrungen und mit Weisheit anderen geholfen haben, zu wachsen. Mich bewegt die Frage, wie kann ich als Leiterin andere nicht nur versorgen, sondern lehren, sich selbst aus dem Wort zu ernähren? Was hilft den anderen, erwachsen zu werden?

Sehnsucht und Fleiß

Was hat mir geholfen? Mit großer Sehnsucht habe ich die Bibel gelesen und mich immer wieder mit andern zum Austausch über das Gelesene getroffen. Und dann, unverhofft und überraschend, begann die Bibel zu sprechen und hat seitdem nicht mehr aufgehört. Das Wort Gottes zu studieren ist ein Schlüssel für geistliche Reife. Meine Sehnsucht nach Gott spielt auch eine Rolle. Je größer mein Verlangen, meine Sehnsucht, umso mehr werde ich von Gott sehen, umso mehr wird ER sich mir offenbaren. Und dennoch, bei allem Bemühen bleibt es ein Geschenk, wenn uns durch den Heiligen Geist das Wort lebendig wird.

Check-up

Check-up dient vor allem der Früherkennung, ist Prophylaxe, Kontrolle. Nach einem Check-up beim Arzt weiß ich z.B., dass ich einen zu hohen Cholesterinspiegel habe und kann meine Ernährung bewusst darauf einstellen. Mir hilft es, ab und zu einen geistlichen Check-up durchführen und ich möchte auch andere dazu ermutigen:

  • Wie bin ich gewachsen?
  • Wie oft habe ich Gott gehört, seine Gegenwart gespürt?
  • Was hat Gott mir gesagt — habe ich es umgesetzt?

Die Welt braucht mehr geistlich reife Menschen!

 

von Simone Küffner