15.02.2023

Wie werde ich Sorgen los?

Neuer Trend für Schmutzwäsche

Für Schmutzwäsche gibt es einen neuen Trend: Klappe auf – Wäsche rein. Ideal in Etagenwohnungen. Im Nu landen schmutzige Socken, T- Shirts und Handtücher im Wäschekeller anstatt im Badezimmer vor sich hinzudämmern. Wenn es doch mit Sorgen auch so einfach wäre: Klappe auf, Sorge rein… Und schon ist die Seelenlandschaft wieder in Ordnung.

Sorgen haben es so an sich, dass sie vor sich hinmüffeln. Sie belasten unseren inneren Lebensraum. Selbst wenn man rein äußerlich gar nichts davon sieht. Betroffen sind kleine und große Menschen. Uns alle treibt immer etwas um, so ist es seit Menschengedenken. Wie können wir damit leben?

Marktlücke gefüllt mit Sorgenfresser Püppchen

Die Figuren der Sorgenfresser wurden 2008 von Gerhard Hahn geschaffen, dem Leiter des Berliner Trickfilmstudios Hahn Film. Er selbst hatte eine Sorge, die ihn umtrieb. Er wollte sie am liebsten von einem Monster fressen lassen. Deshalb schuf er die bunten Fabelwesen mit großem Mund und Reißverschluss. Sorgen rein und zugemacht.

Schnell fanden die Sorgenfresser Anklang. In mehreren europäischen Ländern wurden sie ausgezeichnet, in Großbritannien 2014 sogar mit dem Independent Toy Award. Welch hohe Ehrung für die neu erfundenen Plüschfiguren. Ein riesiger Bedarf steht hinter der Erfolgsstory! Auch ich bekam vor Jahren ein solches Püppchen. Braun gestreift mit riesigem Reißverschlussmund - ein gut gemeintes Geschenk. Es steckt noch immer ungenutzt im Schrank.

Herzensbedarf und innere Not

Als Christin ertappe ich mich mal wieder bei überheblichen Gedanken: „Komische Erfindung, diese Sorgenpüppchen! Besser wäre doch: Beten statt Sorgenfresser füttern!“ Wahr ist das schon, doch furchtbar lieblos. Geringschätziges Denken wollte ich schon längst ablegen. Deshalb schaue ich noch einmal auf das Phänomen, und es gelingt mir schon viel besser: „Bestimmt haben diese Sorgenpüppchen schon manchem Kind geholfen, spielerisch eine Sorge auszudrücken.“ Außerdem zeigt der Boom der Sorgenfresser den inneren Druck: Menschen wollen Sorgen loswerden. Sie brauchen eine Adresse dafür. Deshalb bekamen die Püppchen sogar Namen.

Gottes Angebot gilt – auch in der Zeitenwende

Wissen Menschen, was unsere Anti-Sorgen-Strategie ist, gerade in diesen Zeiten? Sind wir geübt darin, sie anzuwenden? Das „Sorgt euch nicht…“ von Jesus Christus hallt bis heute nach (Matth. 6,25). Jesus fordert dazu auf, Gottes Anliegen wichtiger zu nehmen als unsere kleinen und großen Sorgen. Eine straffe Übung! Der Apostel Petrus vertieft die Einladung: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er ist besorgt für euch.“  (1. Petr. 5,7)

Wie viele Predigten und Andachten haben ich darüber schon gehört... Trotzdem hämmern die Sorgen in meinem Hirn. Gerade gibt es einiges, wofür ich keine Lösung sehe. Die Sorgenwand braut sich zusammen. Das rumort im Inneren. Auch von anderen höre ich es: zigmal gebetet, doch die Sorge steht übergroß im Raum. Immer wieder. Tags und nachts. Wie vom Gummiband gezogen schnappt sie wieder zurück.

Kein Automatismus, sondern eine Lebensschule

Was soll‘s? Zähneputzen mache ich auch jeden Tag. Sogar zweimal. Also wird es wohl so bleiben: Sorgen abgeben ist eine tägliche Übung. Dazu sprang mir gestern ein Mutwort ins Auge. „Das Beste an der Zukunft ist vielleicht der Umstand, dass immer nur ein Tag auf einmal kommt“ (Dean Acheson). Wie entlastend! Die meisten meiner Sorgen drehen sich ums Übermorgen. Sagte es Jesus nicht ähnlich? „Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ Matth. 6,34

Einmal mehr bin ich zufrieden und beruhigt. Gott weiß Bescheid. Er ist kein Sorgenfresser oder Schlucker von Schmutzwäsche, sondern mein Begleiter. Er wünscht sich mein Vertrauen. So kann der Tag gut werden. Je weniger Sorgen mich lähmen, umso besser. Das macht mich freier für alles, was heute ansteht.

Also trainiere ich weiter. Auch wenn ich mich an manchen Tagen wie eine Anfängerin in Sachen Sorgenabgeben fühle.

 

Von Christina Ott