15.02.2022

Stille gesucht

Vermutlich kennen wir alle Situationen, in denen es uns schwerfällt, wirklich zur Ruhe zu kommen.

Vermutlich kennen wir alle Situationen, in denen es uns schwerfällt, wirklich zur Ruhe zu kommen. Unser Alltag ist oft so voll und gerade auch jetzt im zweiten Jahr der Pandemie zehren Maßnahmen, Veränderungen und Fragen an uns. Die Nerven liegen blank und die Unsicherheiten der Zeit machen uns manchmal rastlos und ohnmächtig. Unser Herz sucht Stille, aber findet sie oft nicht.  König David aus dem Alten Testament erlebte auch viele aufregende Zeiten und Unsicherheiten. Trotz dieser Unsicherheiten fand er immer wieder zur Stille und zu Gott.

 

Stille bei Gott finden

In Psalm 62, Vers 2-3 schreibt David: „Auf Gott allein vertraue ich fest, denn von ihm kommt meine Rettung. Er allein ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, in der mir nichts geschehen kann.“  Diese Worte drücken Geborgenheit und Zuversicht aus. Unter Gottes Schutz fühlt sich David geborgen und vertraut ihm. In der größten Not spricht David von einem tiefen Gottvertrauen und drückt es in diesem Lied aus. Es zeigt uns, dass wir nicht auf ruhigere Zeiten warten müssen, um Stille zu erleben. Diese Ruhe bei Gott können wir bewusst suchen, in jeder Lebenssituation. David hatte eine innige Beziehung zu Gott und deshalb konnte er Ruhe finden. Es ist diese Beziehung, die der Schlüssel zur Ruhe ist.

 

Was hält uns ab?

Sind es nicht oft die Umstände des Lebens, die uns abhalten zur Ruhe zu kommen? Wenn ich überlege, was mich abhält, dann sind es oft eine Reihe an Dinge, die sich anhäufen… zu viel Arbeit, zu viele Termine, Familie, Freunde…dann kommen noch die Fragen, Ängste, Sorgen u.v.m. hinzu.  Und oft denke ich mir: „Ich muss mal eben nur noch schnell dies erledigen, dann nehme ich mir Zeit für die Stille.“ Nur jener Moment kommt oft gar nicht.  

Tim Bendzko drückt dies in seinem Lied „Nur kurz die Welt retten“ auf eine sehr eindrückliche Weise aus: „Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg' ich zu dir. Noch 148 Mails checken…“, dann will er sich um seine Beziehung kümmern.

Und wann will ich zur Ruhe kommen und mich um meine Beziehung mit Gott kümmern? Zeit für Gott investieren? Diese Frage muss ich mir ehrlich stellen und mich auf den Weg einlassen.

 

Stille als Geschenk

Wenn ich die Stille mit Gott suche, erlebe ich sie nicht sofort. Meistens ist es sogar so, dass mir, wenn ich bewusst Zeit für Stille nehmen möchte, im Sekundentakt Dinge in den Kopf schießen, die ich noch zu tun habe oder die ich auf keinen Fall vergessen darf. Deshalb habe ich immer ein Blatt Papier und Stift parat, damit ich mir diese Dinge aufschreiben kann und dann zur Seite legen darf. Mit der Zeit stellt sich mein Herz dann auf die Ruhe ein und ich spüre das Vertrauen und die Hoffnung. Es ist ein Geschenk Gottes, dass er mir in dieser Stille begegnet und ich Zuversicht erlebe.

 

Stille zum Erkennen

Und in dieser Stille entdecke ich neue Seiten von Gott und an mir selbst. Es ist eine Zeit der persönlichen Reflexion. In der Stille offenbart sich Gott und ich darf mein ganzes Herz bei ihm ausschütten (Vers 8) und mich bei ihm bergen. In diesem Moment schätze ich dieses kostbare Gut so sehr, dass ich mir vornehme, viel öfter die Stille bei Gott zu suchen. Bis zum nächsten Mal, wenn ich denke: Es gibt noch so viel zu tun. Dann nehme ich mir wieder Zeit, ein Blatt Papier und Stift und werde still bei Gott und entdecke, dass man diese Stille bei Gott, die mir Zuversicht und Hoffnung schenkt, nicht konservieren kann, sondern dass ich sie immer wieder aufs Neue suchen darf. Was für ein Geschenk!

Daniela Knauz