15.04.2022

Der Weg

Die ersten Christen...

Die ersten Christen werden in der Apostelgeschichte als „die des Weges sind“ bezeichnet. Wir sind auf dem Weg. Die Pilgerschaft, die Wanderschaft, den Lebensweg mit Christus zu gehen: das ist die zentrale Wahrheit im Leben von Menschen, die Christus nachfolgen.  Unzählige Male lesen wir in der Bibel von Menschen, die dem Ruf Gottes gefolgt sind. Sie haben entweder einzeln oder als ganzes Volk ihre Koffer gepackt und sind weiterzogen. Auch Abraham gehört dazu. Gott beauftragte ihn: „Verlass' deine Heimat, deine Verwandten und die Familie deines Vaters (samt Freundschaften) und geh in das Land, das ich dir zeigen werde.“ (1. Mose 12,1) Bis heute ist der Ruf Gottes an Abraham immer auch der Ruf an uns: Verlasse das Gewohnte, alles Eingefahrene, das, was dich im Moment scheinbar noch trägt, aber eben auch das, was dich träge macht. Trägheit, die sich in Gedanken wie im Leben immer wieder breit machen will. Alle Bequemlichkeiten, die sich in Gewohnheiten und Erfahrungen äußern, können uns hindern, den frischen Ruf Gottes zu hören und uns (neu) auf den Weg zu machen.  

Wann passiert das?

Immer dann, wenn wir in Kontrolle bleiben wollen und Lasten mitschleppen, die wir vielleicht längst ablegen sollten. „Abraham macht sich auf den Weg, wie Gott es ihm befohlen hatte.“ (1. Mose 12,4) Er verließ alle Sicherheiten, alles, was ihm Heimat geworden war, und brach auf in ein neues, unbekanntes Land! Der Geist des Abraham war ein Geist des Verlassens und des Aufbruchs und des Vertrauens in den Einen, der ihn gerufen hatte und dem er vertraute.

Unterwegs durch die Wüste, den Ort der Entscheidung

Wenn dem Ruf Gottes gefolgt wird, ist es nichts Ungewöhnliches, dass der Weg in die Wüste führt. Abraham erlebte das, aber auch die Israeliten, die Propheten und Jesus selbst. Jeder von ihnen hatte seine persönliche Wüstenerfahrung. Wüste ist der Zustand, in dem wir noch auf die Erfüllung der Verheißungen Gottes warten. Die Wüste ist der Ort der Entscheidung. Unsere innersten Motivationen und Überzeugungen werden in der Wüste offenbar. Sie ist der Ort der Selbsterkenntnis über den eigenen Zustand. Das mag schmerzhaft sein. Wüstenzeiten sind zudem Zeiten des Durchhaltens und des Festhaltens an dem, was Gott gesagt hat. In der Wüste lernt man, Geduld zu haben, sich nicht entmutigen zu lassen, und trotz mancher Schwierigkeiten und Probleme auf dem neuen Weg zu bleiben.

Aufbruch bedeutet ebenso Risiko: Werden wir es schaffen?

Die Frage ist nie, ob die Umstände ideal sind oder Menschen oder Finanzen oder oder. Die eigentliche Frage ist: Sind unsere Herzen in einem Zustand Gott zu vertrauen und bereit, aus diesem Vertrauen heraus Altes loszulassen und aufzubrechen in ein neues Land? Israel wurde unzählige Male aufgefordert sich für die Wege Gottes zu entscheiden, sich von Gott abhängig zu machen und ihm als ihrem Befreier zu vertrauen. Hans Küng schreibt: »Eine Kirche, die ihre Zelte aufschlägt, ohne nach neuen Hori­zonten Ausschau zu halten, und nicht regelmäßig ihr Lager wieder aufhebt, wird ihrem Ruf untreu. Wir müssen unsere Sehnsucht nach Sicherheit able­gen, das Risiko akzeptieren und von Im­provisation und Ausprobieren leben.“ Ich wünsche uns Mut zum Aufbruch, im Vertrauen auf Gott, der uns ruft und auch durch die Wüste hindurchführt.

von Heike Otparlik

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