15.07.2020

Mut zur Stille

Das Experiment mit der Stille

Mut zur Stille

Sehnsucht nach Ruhe

Hier sitze ich. Nicht im Café, nicht auf dem Balkon. Nein wieder einmal sitze ich an einem mit Arbeit angefüllten, chaotischen Schreibtisch. Neben Vorbereitungen und Programmentwürfen liegt hier eine Liste, mit Dingen, die ich noch unbedingt in dieser Woche, eigentlich sogar an diesem Tag, erledigen muss und wen ich anrufen oder schreiben sollte.

Einige Leute haben Geburtstag; Karten sollten geschrieben und verschickt werden. Und dann ist da noch die Wohnung zu putzen, die Wäsche zu bügeln (aber das übernimmt mein Mann) und ein Geburtstagsgeschenk für eine Freundin einzukaufen. - Eigentlich hätte ich ein wenig Ruhe nötig, aber ich warte auf Inspiration, denn ich möchte ja auch das neue Post It schreiben. 

Wir alle kennen solche Augenblicke. Manchmal erhalten wir den Eindruck, dass wir nach der einen Seite gezogen werden, obwohl wir doch eigentlich bei einer anderen Aufgabe bleiben sollten. In solchen Augenblicken stürze ich mich mit dem mir eigenen Schlachtruf: „Gute Planung ist alles!“ in mein Chaos. Und es stimmt auch - wenn ich nach einer Liste, nach Wichtigkeit gegliedert arbeite, komme ich sehr oft sehr viel schneller zum Ziel.

Trotzdem, trotz aller Planung ist es vielleicht gerade im Chaos notwendig zur Stille zu finden. Einfach innezuhalten und zu entdecken, dass ich in der Stille Gott begegnen kann. David, der große König, der sicherlich oftmals nicht wusste, was er zuerst erledigen sollte, drückt die Begegnung mit Gott in der Stille so aus:

„Meine Seele ist Stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe… er ist meine Hoffnung…“ (Psalm 62, 2 + 6b)

Worte, die Ruhe versprechen inmitten einer stürmischen Zeit, die wir gerade jetzt durchleben. Ruhe, Hilfe, Hoffnung dürfen wir in der Begegnung mit Gott finden. Und - nicht zuletzt, haben nicht auch Sie gemerkt, wie Gott in der Stille mit Ihnen spricht? – Wie sehr wünsche ich uns, dass wir nicht nur äußere Stille erleben, sondern dass wir zur Ruhe kommen können und zulassen, dass Gott mit uns reden kann. Nicht, damit er uns neue Arbeit aufhalst oder wir uns in die nächste Aktivität stürzen, sondern damit er mir einmal sagen kann, wie sehr er mich liebt, und welche Sehnsucht er nach einer Begegnung mit mir hat.

Gottes Liebe und Sehnsucht findet ihren Ausdruck durch Jesus und seine große Liebe, die bereit war, sogar für uns zu sterben. Gott sehnt sich danach, dass wir uns mit ihm versöhnen, dass wir Vergebung suchen. All das kann am Kreuz geschehen.

Aber - machen wir doch mal ein Experiment: Lassen Sie uns mit nur wenig Zeit beginnen. Vielleicht 5 Minuten täglich, an denen wir kein Radio hören, kein Fernsehen laufen lassen; 5 Minuten, in denen wir das Telefon weit weg und das Handy abschalten; 5 Minuten, in denen wir still sind und unsere Herzen und Ohren auf Empfang geschaltet haben. Ich könnte mir vorstellen, dass wir diese Zeit der Stille nach und nach so wohltuend empfinden, dass wir sie verlängern und aus diesen Minuten des Tages beginnen Kraft für den Alltag zu schöpfen.

Es ist Sommer. Viele von uns sehnen sich nach Urlaub, nach Entspannung und Ruhe. Nehmen wir uns mal wieder Zeit für uns und für eine Begegnung mit Gott. Er verspricht uns Ruhe, Hilfe, Hoffnung - und wenn Gott das verspricht ist es kein leeres Versprechen. Nehmen wir ihn beim Wort und suchen wir Ruhe bei ihm.

Andrea Weber