15.01.2021

Post it to pray it

Wertvolle Gedächtnisstützen im Papierformat

Wertvolle Gedächtnisstützen im Papierformat

Da klebt es, das gelbe Zettelchen. Es erinnert mich daran, dass ich meinen Beitrag für den Arbeitskreis Frauen abliefern will. Was wäre ich ohne diese kleinen Gedächtnisstützen? Aber die weißen Zettel, die an meinem Drucker hier auf dem Schreibtisch kleben, die sind mir besonders wichtig. Da stehen lauter Namen drauf. Namen von Freunden oder Bekannten. Meistens beschreibe ich so ein kleines Stück Papier nach einem Telefonat. Das tue ich oft, wenn mir jemand etwas aus seinem Leben erzählt hat, was mich sehr bewegt. Oft verspreche ich dann: Ich will gerne für dich beten. Aber früher hatte ich diese Gespräche manchmal schnell wieder vergessen. Jetzt notiere ich mir die Namen auf so einen Post-it. Zeitweise wird eine ganze Liste daraus.

Arbeitspausen verwandelt in Ewigkeitsmomente

Wenn ich mich an den Schreibtisch setze oder wenn meine Gedanken bei der Arbeit abschweifen, dann sehe ich diese Namen, und die Geschichten der Menschen kommen mir in den Sinn. Meine Gedanken werden zu einem Gebet für die, die mir am Herzen liegen. Dies ist eine wunderbare Möglichkeit, für andere vor Gott einzutreten. Was für ein Geschenk, dass ich andere so der Fürsorge Gottes überlassen kann. Gerade jetzt, wo man sich kaum noch persönlich begegnen kann, ist mir das wichtig geworden.

Einheit im Gebet überwindet auch Entfernung

„Ich sage euch auch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde darin eins werden, eine Bitte an Gott zu richten, dann wird mein Vater im Himmel diese Bitte erfüllen.“ (Mat. 20,19) Früher habe ich bei dieser Bibelstelle immer nur gelesen, dass Jesus dabei ist, auch wenn nur zwei oder drei zusammen kommen (Vers 20). Jetzt ist mir diese Einheit im Gebet viel wichtiger geworden. Ich erlebe es als großes Geschenk, dass man auch über weite Entfernungen hinweg durch das Gebet verbunden sein kann. In dieser Woche erfahre ich das ganz praktisch. Die Allianzgebetswoche kann nicht in gewohnter Weise mit vielen Treffen stattfinden. Dennoch haben wir gemeinsam gebetet und uns im Internet via Zoom getroffen.

Gott braucht kein Internet

Aber Gott braucht kein Internet. Bei ihm treffen wir uns einfach so, wenn wir beten, ihn loben oder etwas von ihm erbitten. Ich habe neu entdeckt, dass Gott selbst es ist, der Gemeinschaft schenkt. Er hat dafür viel mehr Möglichkeiten, als wir es bisher gedacht haben. Was haben wir doch für einen mächtigen Vater im Himmel! Die derzeitige Krise fordert mich heraus, das ganz neu zu entdecken. Das Gebet ist eine Spur, die mich da weiter bringt. Gemeinschaft wächst nicht nur, wenn man zusammensitzt. Eine viel engere Verbindung wächst, wenn wir gemeinsam vor Gott stehen, ihm unsere Anliegen bringen und nicht bei uns selbst stehen bleiben. Manchmal brauche ich dafür ein Post-it. Aber eigentlich möchte ich auch ohne Gedächtnisstütze den heißen Draht zum Vater im Himmel am Glühen halten.

Helle Perspektiven

Ich entdecke zwei Richtungen: Da ist die Verbindung nach oben, zu Gott. Und da ist die waagerechte Verbindung zu den Menschen in der Nähe und Ferne. Wenn ich sie nicht treffen kann, so kann ich doch für sie beten. Mein Blick weitet sich über den eigenen Radius hinaus. So entsteht ein besonderes Netzwerk, eines, das wirklich trägt. Ich will diese kontaktarmen Tage nutzen, das auszubauen. Und dann freue ich mich schon auf die Zeit, in der wir uns wieder „in echt“ begegnen können und uns in den Arm nehmen. Unsere Gebete bereiten uns jetzt schon darauf vor.

Margitta Rosenbaum